Herzlich Willkommen!

Hallo und Herzlich Willkommen auf meinem kleinen Blog auf dem ich ein bisschen über mein Jahr in Francistown, Botswana berichten werde. Näheres steht in den einzelnen Beiträgen. Viel Spass!

Mittwoch, 17. November 2010

Tage 45-57

Naturgewalten, Yoga, Pizza & Wasserschlachten

Das Wochenende, insbesondere der Freitag (05.11.10) nach meinem letzten Blogeintrag wird wohl in die Geschichte Francistowns eingehen. An an ebendiesem Tag entwickelte sich gegen 17:30 ein Gewitter wie ich es bisher noch nicht erlebt habe, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern (auch wenn ich den Knall von dem Blitz, der nahe des Wanderheims im Schwarzwald den Baum getroffen hat, noch im Ohr habe).
Es fing an wie immer; Wolken zogen auf, es fing an zu regnen und es wurde windig. Allerdings blieb es nicht dabei, der Wind wurde immer stärker und die Wassermassen die vom Himmel fielen hatte ich hier, im zentralen südlichen Afrika aufgrund der uns umgebenden Vegetationsformen (Wüste, Halbwüste, Steppe) nicht für möglich gehalten. In unwirklicher Weise schien der Wind, mittlerweile eher Sturm, nicht aufzuhören sich zu verstärken. Kombiniert mit dem Regen schien es trotz Vordach, welches fast 2 Meter über meine Fenster hinausragt, als ob ich mich nicht im Haus, sondern in einem Auto befinde, das gerade durch eine Waschanlage fährt. Das Wasser, das an die Fenster geschleudert wurde, war nicht mehr in Tropfenform, es kam mir vor als ob draußen Menschen stünden, die unentwegt eimerweise Wasser gegen mein Fenster schleudern. Zu meiner Überraschung gesellte sich zum Wasser nun auch noch Hagel dazu, der zwar nicht lange liegen blieb, allerdings auch mit solcher Wucht gegen die Hauswand geschlagen wurde, dass sich dort teilweise etwas Farbe löste. Doch das war noch nicht genug, denn der Wind stand genau so, dass er den Regen mit aller Kraft genau gegen die Wand schlug, in der auch meine Haustür ist. Da diese eine normale Holztür, weder abgedichtet noch sonstirgendwas ist, floss unentwegt Wasser unter dem Türschlitz hindurch, was ich glücklicherweise recht früh bemerkte, sodass ich mit Handtuch und Eimer entgegen wirken konnte. So saß ich nun ungefähr 20 Minuten lang auf dem Boden und nahm dreckiges Wasser (bevor es rein floss, floss es natürlich auch draußen über den Boden) auf, wrang es in einen Eimer aus, um direkt wieder von vorne anzufangen. So hatte ich, nachdem sich der Sturm etwas beruhigt hatte fast den Eimer (10L) gefüllt.
Das Ausmaß dieser Winde wurde mir allerdings erst im Nachhinein bewusst, gestaffelt in Etappen. Zuerst kam, als es nur noch leicht nieselte, mein Chef Mr.Ngoma vorbei und fragte ob alles in Ordnung sei. Er animierte mich dazu, aus dem Haus zu treten und nach rechts zu schauen, dort traf mich die nächste Überraschung, ein Baum, nicht mehr als fünf Meter von meiner Hausecke entfernt war einfach umgefallen. Zum Glück war der Wind nicht aus einer anderen Richtung gekommen, sodass er neben das Haus fiel.
Es war mittlerweile fast dunkel, aber der Strom, der bei dem Gewitter natürlich ausgefallen war, kam etwas später wieder.
Am nächsten Morgen wurde mir dann noch etwas deutlicher, wie stark der Sturm gewesen sein musste, im Radius von 30 Metern um mein Haus waren zwei weitere Bäume umgefallen, laut Mr.Ngoma auf dem gesamten Gelände 5. Ein mulmiges Gefühl hatte auch ein Anruf verursacht, den Mr.Ngoma am Abend erhalten hatte, als er bei mir nach dem Rechten sah. Ein Freund bat ihn vorbei zu kommen, da bei dem Sturm das Dach seines Hauses weggeflogen sei.
Wie der Sturm gewütet hat wird auch jetzt noch deutlich, wenn ich durch Francistown fahre. Ich kann einige Häuser sehen, an denen unter Wellblechdächern Steine weggebrochen sind. Besonders auffallend sind die riesigen Reklameschilder die an den Straßen stehen und von gewaltigen Stahlträgern gestützt werden. Doch diese sind angesichts der gewaltigen Last einfach eingeknickt wie Streichhölzer. Auf dem Nyangabwe Hill standen drei riesige Funkmasten, wovon zwei mit Elektronik vollgestopft sind. Glücklicherweise blieben diese stehen, der dritte ist jedoch umgebogen, wie ein langes Gras im Wind. Vielleicht komme ich in nächster Zeit mal wieder auf den Hügel, dann mache ich ein Foto davon.
Während der ersten Hälfte der folgenden Woche nahm ich mit Lara an einem Workshop teil, der im „Technical College for Vocational Education“ hier in Francistown statt fand. Dabei ging es um Yoga, Pilates und Meditation. Darauf angesprochen wurden wir von Lutz, einem Entwicklungszusammenarbeiter des DED, der im College für Sport zuständig ist, wir kennen ihn über Conny. Lara und ich wussten beide nicht was uns erwarten würde, waren aber neugierig und sagten so zu. So haben wir am Montag Yoga und Meditation unter Anleitung einer zertifizierten Yoga-Lehrerin gemacht. Am Dienstag war dann Pilates angesagt und Mittwoch wurde dann den halben Tag beides kombiniert. Auch wenn die Übungen nicht unbedingt schweißtreibend waren, waren sie doch körperlich anstrengend, was sich an den Folgetagen durch gelegentlichen Muskelkater bemerkbar machte. Am Mittwoch ging der Workshop nur bis Mittags und da wir folglich den Nachmittag frei hatten, liehen Lara und ich uns Tennisschläger und Bälle und gingen zu den Tennisplätzen des College, um dort eine Runde zu spielen. Nach einer knappen Stunde waren Wir allerdings bedient, da wir nichts zu trinken mitgenommen hatten und das bei 35° in der prallen Sonne auf Dauer doch sehr anstrengend ist.
Danach wurden Wir von Stefan nach Hause gebracht. Stefan ist auch ein Mitarbeiter des DED und wird ebenfalls im College arbeiten und in Francistown wohnen. Er ist gerade erst nach Botswana gekommen und hatte gerade das College besucht und uns angeboten uns nach Hause zu bringen und sich dann gleich noch unsere Projekte anzusehen.
Am Montag hatten Lara und ich uns entschieden uns Abends zu treffen uns Pizza zu machen, da wir Lust auf was „fettes zu Essen“ hatten. Wir haben also selber Teig gemacht und die Pizza belegt. Bis auf dass diese 3-5 Minuten zu lang im Ofen war und so der Boden etwas dunkel, war sie doch superlecker (siehe Fotos).
Letzte Woche Freitag begleitete ich dann Katlego ein kleines Stück auf ihrem Weg vom Center nach Hause. Kurz vorher hatte Kabelo, ein 13-jähriger Junge aus dem Center, um uns herumgetanzt und Katlego mit einer aus einem Tetrapack gebastelten Wasserpistole „bedroht“. Als ich wieder zum Center kam, ging ich darauf ein und es entwickelte sich eine eineinhalbstündige Wasserschlacht, in der auch ich nicht verschont blieb :)
An diesem Tag war auch Sina aus Gabane, nahe Gaborone nach Francistown gekommen, um Lara und mich hier zu besuchen. Abends gingen Wir zusammen mit James in den Francistown Club, von wo wir uns richtung „Monkey Lounge“ aufmachten, einem Club ganz in der Nähe von Monarch, dem Stadtteil in dem ich wohne. Dort blieben Wir bis ca. 2:00 Uhr und fuhren von dort noch etwas essen.
Am Samstag traf ich mich mit Lara und Sina bei Conny, die dort eine kleine Grillparty veranstaltete. Wir hatten eigentlich noch geplant zum Francistown Club zu gehen, um dort Rugby zu gucken, Wir waren jedoch müde und entschlossen uns um 21:00 Uhr, nach Hause zu gehen.
Am Sonntag habe ich erst mal richtig ausgeschlafen, was auch nur bedingt möglich war, da bereits um 7:00 Uhr Morgens die Kinder auf dem Gelände so einen Lärm machen, dass man aufwacht.
Heute Abend geht’s dann wieder zum Touch Rugby und morgen früh fahre ich nach Gaborone, da mein Waiver wieder ausläuft. Vielleicht (hoffentlich) bekomme ich nun endlich meine endgültige Aufenthaltserlaubnis.
Auch wenn es zwischendurch immer mal den einen oder anderen Tag gibt, an dem ich mich nicht so ganz gut fühle (sowohl körperlich als auch geistig), muss ich doch sagen, dass ich das Gefühl habe, dass sich das Ganze hier positiv entwickelt; ich bekomme mittlerweile mehr Kontakt mit den Kids und ich denke das ist schon mal jede Menge wert.
Sobald es was Neues gibt melde ich mich natürlich,
liebe Grüße,
Clemens





Das war kurz nachdem der Sturm richtig losgelegt hatte, das Wasser floss dann links in die Kueche und breitete sich auch vor der Tuer noch viel weiter aus..

































Diese Aufnahme entstand kurz nachdem alles vorbei war.



Da mein Akku leer war, konnte ich den umgekippten Baum neben meinem Haus erst am naechsten Tag fotografieren.



Das ist die Yoga-Gruppe.



Dieses Bild zeigt die Front des Technical College, ein modernes Gebaeude, das erst vor ca. 3 Jahren errichtet wurde.



Und hier tataa, die Pizza. Sieht doch ganz gut aus oder?

Donnerstag, 4. November 2010

Tage 32-44

Die Pausen zwischen den Blogeinträgen scheinen sich den Tagen anzupassen, sie werden langsam aber sicher länger. Es mag zum Einen daran liegen, dass Vieles mittlerweile nicht mehr ganz so neu ist, zum Anderen, ääh ja, also ich glaube, daran liegt es eigentlich.
Trotzdem hat sich in den letzten Tagen einiges getan und ich habe Sachen erlebt, von denen ich hier (kurz) erzählen möchte.
Am Wochenende nach meinem Geburtstag war ich wie angekündigt in Gaborone, um meine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Diese war (wie halbwegs erwartet) allerdings noch nicht fertig, sodass ich mich damit zufrieden geben musste, dass mein Waiver verlängert wurde, was bedeutet, dass ich am Wochenende 20./21.11. wieder nach Gabs fahren muss. Hoffentlich sind die Permits (sehen tatsächlich recht chic aus, habe einen in einem Pass eines anderen Freiwilligen gesehen) dann fertig.
Nach dem Wochenende in Gabs war es dann tatsächlich so weit; der ICT-Lehrer hatte einen Stundenplan vorbeigebracht. Dieser war mir diesmal allerdings etwas zu vollgepackt, ich sollte wohl jeden morgen 4 Stunden unterrichten, was mir als Abiturient dann doch etwas zu viel auf einmal war. Als ich dann allerdings zur Schule ging, um das Problem anzusprechen, wurde mir gesagt, dass es nur ein Plan ist, nach dem ich mich richten kann, ich kann mir aussuchen zu welchen Stunden ich kommen möchte. Zusätzlich habe ich noch vereinbart, erst mal nur zuzuschauen und dann und wann etwas zu assistieren.
Also gehe ich jetzt drei mal die Woche morgens in die Schule (ich hatte irgendwie gehofft, dass ich das hinter mir habe..) und helfe im Computerunterricht. Allerdings ähneln sich die Stunden, soweit ich das bisher mitbekommen habe, sodass ich darüber nachdenke, eventuell zu fragen ob ich noch in anderen Fächern zuschauen/mithelfen kann. Sport oder Musik vielleicht?
Die Nachmittagsaufgaben haben sich allerdings leider noch nicht so herauskristallisiert. Ich habe mit ein paar von denk Kids mittlerweile regelmäßigen Kontakt, es gibt drei Jungs die gerne mal bei mir im Haus vorbeischauen und Musik hören. Dabei wünschen sie sich oft schon nach 30 Sekunden ein neues Lied. Das geht zwar auf Dauer etwas auf die Nerven, aber es ist auch cool, wenn sie sagen, dass ihnen Gisbert zu Knyphausen gefällt oder sie wieder Lieder von meiner Band hören wollen.
Letzten Freitag war ich dann mit Lara auf der Suche nach einem guten Ort, um einen netten Abend zu verbringen. Wir hatten schon vom „Francistown Club“ gehört, wo sich auch „Barbaras Bistro“ befinden sollte. Also nahmen wir uns ein Taxi zum Francistown Club. Dort angekommen war ich sehr überrascht, es war ein Rugbyfeld, am Rand war eine Bar, der Francistown Club. Was aber viel merkwürdiger für mich war, war die Tatsache, dass sich dort nur Weiße aufhielten. Dies war irgendwie ein befremdlicher Anblick. Dort tranken Wir ein Bier und fragten dann nach dem Weg zu Barbaras Bistro, das Wir noch nicht gesehen hatten. Dort angekommen war ich doch sehr verwundert, da es sich als recht chices Restaurant herausstellte. Die Bedienung konnte uns allerdings auf den „Main Club“ verweisen, eine Art Bar hinter dem Restaurant. Dort war Halloween Party, diese sollte allerdings 50 Pula (ca. 5€) Eintritt kosten, sodass Wir uns dafür entschieden, wieder zum Francistown Club zu gehen. Interessant war, dass ein Bier in der Bar mit 9 Pula (90 Cent) nicht viel teurer war als im Laden (7-8 Pula).
Als wir dann nach Hause wollten, fragten Wir an der Bar, wo Wir in der Nähe ein Taxi bekommen könnten. Daraufhin sprach uns ein Mann an, der sich uns als James vorstellte und meinte, dass es um diese Uhrzeit zu gefährlich sei, ein Taxi zu nehmen; er würde uns nach Hause bringen. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte uns vom „Beerfest“, das am nächsten Tag am Francistown Club stattfinden würde. Wir hatten am Main Club schon ein Plakat gesehen, dass dafür warb. Es sollte 100 Pula Eintritt kosten. Dies machte uns etwas skeptisch, da Essen und Getränke noch extra kosten sollten. James wischte unsere Zweifel allerdings weg, indem er uns einlud. Er würde sich am nächsten Tag bei uns melden.
Am Samstagmorgen fuhr ich zu Lara und dort wurden wir von Conny abgeholt, um über Mittag bei ihr zu sein. Dort unterhielten wir uns, aßen was, benutzten Connys Internet und den Pool. Um 15:00 riefen wir dann James an, da er sich noch nicht bei uns gemeldet hatte. Er war ca. eine halbe Stunde von Francistown entfernt und wollte uns dann abholen. So geschah es dann auch, er holte uns ab und nahm uns mit zum Francistown Club. Dort war ein großes Zelt mit Beamer aufgebaut, es gab Essensstände und es war recht viel los. Ich frage mich immer noch, warum es „Beerfest“ hieß, da es keine besondere Bierveranstaltung war, obwohl natürlich auch Bier getrunken wurde.
James bezahlte uns den Eintritt und mit der Eintrittskarte hatten wir das Recht auf ein T-Shirt, auf das „Francistown Tuskers R.F.C.“ (der Rugbyclub) und „Beerfest 2010“, sowie das Logo des Clubs, ein Elefant, im Nackenbereich eingestickt waren. Neben dem Eintritt bekamen wir von James noch eine Getränkekarte, mit der Wir uns Getränke besorgen konnten. Der Sinn der Veranstaltung wurde mir dann wenig später klar, als der Beamer eingeschaltet wurde und die Vorberichte zum Finale der Rugbymeisterschaft Südafrikas liefen. Es war ein netter Abend, währenddessen ich auch noch „Fish“ kennenlernte. Er ist ein Student (glaube ich) aus Simbabwe und spielt bei den Francistown Tuskers. Er wird „Fish“ genannt, da sein Nachname eben genau so übersetzt wird. Er erzählte mir, dass diese Saison für das Team wohl nicht so gut gelaufen ist, er aber Besserung für die nächste Saison, die im kommenden Frühjahr beginnt, erwartet. James und Fish luden mich für Mittwoch zum „Touch Rugby“ ein, einer Art Rugby, in der der Ball führende bei Berührung durch einen Gegenspieler anhalten muss. Ich glaube die weiteren Regeln sind so ähnlich wie beim „normalen“ Rugby. Also bin ich gestern dort hin und habe ohne jegliche Vorkenntnisse mit Touch Rugby angefangen. Es ist ein absolut faires, fast kontaktfreies Spiel und dennoch fühle ich mich heute den ganzen Tag, als wäre ich von einem LKW überfahren worden. Ich glaube es liegt daran, dass ich seit längerer Zeit nicht mehr wirklich Sport gemacht habe. Es hat allerdings viel Spass gemacht, ich habe sogar einen erfolgreichen Try (sowas wie Touchdown beim American Football) gemacht und mein Team (die Youngsters, mit ein paar Älteren) hat das andere mit 5:4 geschlagen (Jeder erfolgreiche Try zählte einen Punkt).
Es ist auf jeden Fall gut, ein paar Menschen kennenzulernen, die schon länger hier wohnen und einem ein bisschen was über Francistown erzählen können.
Nach dieser Woche sind es noch drei Wochen und dann sind auch schon Weihnachtsferien hier. Ich werde mich in den nächsten Tagen mal darum kümmern, dass ich während der Ferien im SOS Kinderdorf arbeiten kann, da die Kids hier während der Ferien zu Hause sind und ich dann woanders arbeiten soll.
Bis auf meine temporären körperlichen Schmerzen (primär Muskelkater) muss ich sagen, dass es mir momentan ganz gut geht. Ich hoffe bei euch ist es genauso!
Liebe Grüße aus dem teilweise gewittrigen, regnerischen, wolkigen aber meistens sonnigen Francistown,
Clemens